8 Tipps, die man wissen sollte, bevor man mit dem Sprachunterricht beginnt

Wie man sich am besten auf den ersten Sprachunterricht vorbereitet


Wahrscheinlich bist Du begeistert eine neue Sprache zu lernen, welche dir eine neue Welt eröffnen wird. In diesem Text möchte ich erprobte Tipps zum Sprachenlernen weitergeben, welche ich in mehrjähriger Erfahrung beim Unterrichten von Deutsch und Englisch als Fremdsprache gesammelt habe. Sie werden das Lernen vom ersten Moment an stark unterstützen / verbessern und die ersten Unterrichtsstunden effektiver machen. Hier sind nun die 8 Tipps die man wissen sollte, bevor man eine neue Sprache lernt:

 

1. Kauf einen Schreibblock aus Papier

Ja, ich weiß, wir leben im digitalen Zeitalter, wo wir fast alles mit unseren elektronischen Geräten machen und organisieren, wie z.B. Notizen aufschreiben, Termine verwalten, usw… Allerdings ist es beim Sprachenlernen besser und effektiver, wenn man z.B. neue Wörter, Erklärungen, Grammatikregeln… mit einem Stift auf Papier schreibt. Das liegt daran, dass unser Gehirn aktiver ist, wenn wir schreiben, da wir unsere Hand bewegen! Darum ist es auch bei den Hausaufgaben besser alles auf Papier zu schreiben, als auf dem Computer zu tippen, außerdem kann man Fragen für den Lehrer notieren.

 

2. Kauf das Sprachlernbuch in Papierform

Zum Sprachenlernen hat ein Buch in Papierform mehrere Vorteile gegenüber einer digitalen Version. Ich selber bin auch Softwareentwickler und bevorzuge daher die digitalen Formen. Doch auch ich verwende beim Unterrichten lieber das physikalische Buch. Der erste Grund hierfür ist unser Gehirn, es speichert Informationen in Bezug auf die Position und Lokalität. Bei einem Buch z.B. auch, ob der Inhalt am Anfang steht, oder am Ende, auf der rechten oder linken Seite. Bei einem PDF verliert man z.B. diese Information, und macht es somit weniger effektiv beim Lernen. Zweitens kann man in einem Buch einfacher seine Notizen niederschreiben, wie z.B. Übersetzungen von Wörter, Erklärungen des Lehrers, usw.

 

3. Verwende Sprachlern-Apps

Wenn man mit einer neuen Sprache beginnt, ist der Wortschatz sehr wichtig, besonders wenn man von Null anfängt und überhaupt nichts über die neue Sprache weiß. In diesem Fall ist es besser digital zu lernen, als den alten Weg mit Karteikarten zu beschreiten. Denn wir haben ja unser Telefon, wir sagen ja mittlerweile Smartphone, immer bei uns, im Bus, im Wartezimmer, oder wenn wir gelangweilt sind, können wir einfach die App öffnen und loslegen, um ein paar neue Wörter zu lernen. Ein weiterer Vorteil der Apps ist, dass sie den aktuellen Stand unseres Wissens speichern und Wörter wiederholt, die man sich noch nicht gemerkt hat.
Am Anfang ist es schwierig, sich die Wörter und die Aussprache zu merken. Das hat nichts damit zu tun, ob man schlau oder nicht ist, sondern wie unser Gehirn funktioniert. Je mehr neurale Verbindungen ein Wort in unserem Gehirn hat, desto einfacher können wir es uns merken. Mit einer neuen Sprachen gibt es meistens fast keine Verbindung, aus diesem Grund dauert es am Anfang etwas länger und die ersten Unterrichtsstunden sind etwas mühsamer. Durch diese Phase muss man durch, bis sich unser Gehirn an die neue Sprache gewöhnt hat, und hier helfen uns die digitalen Helfer.
Hier sind ein paar Apps, die man zum Englisch und Deutsch lernen verwenden kann, manche unterstützen auch weitere Sprachen. Diese Apps sind wichtig für Einsteiger, wenn man sich schon gut mit der Sprache auskennt, braucht man sie nicht mehr. Darum wähle die App aus, welche dir am besten gefällt, hier gibt es ein paar Vorschläge:

DuoLingo, Babbel, Goethe Institut.

 

4. Verwende ein gutes und zuverlässiges Online Wörterbuch

Im Internet gibt es viele Onlinewörterbücher, wobei die meisten Menschen automatisch den Übersetzer von Google verwenden, was ich nicht empfehlen kann! Besonders die mobile Version, weil diese nur eine der möglichen Übersetzungsoptionen anzeigt. Schließlich haben die meisten Wörter mehr als eine Übersetzung. Deshalb ist es wichtig ein gutes und verlässliches Online-Wörterbuch zu verwenden. Am besten den Lehrer fragen, welches er verwendet und empfehlen kann. Des Weiteren muss man bei sogenannten Reverse-Translation Webseiten aufpassen, da manche wirklich sehr schlecht sind. Ein paar meiner Deutschschüler kamen mit ein paar solcher Wörter, die es in der deutschen Sprache nicht gibt!
Die folgenden Wörterbücher verwende ich persönlich, manche stellen auch eine App zur Verfügung:
Deutsch / Englisch: dict.leo.org or dict.cc
Deutsch / Portugiesisch: dict.leo.org
Englisch / Portugiesisch: www.wordreference.com

 

5. Die Sprachlernkurve verstehen

Die Sprachlernkurve zu verstehen ist sehr wichtig, denn eine Sprache ist ein komplexes Konstrukt, welches viel Zeit und Hingabe bedarf um es zu lernen. Am Anfang ist es nicht so leicht, weil man sehr viele neue Informationen und Eindrücke bekommt. Unser Gehirn benötigt etwas Zeit, sich daran anzupassen. Aber dann, nach einer Weile kommt man an den Punkt, wo man z.B. ein Wort schon aus dem Zusammenhang versteht, ohne es direkt zu übersetzen. Jetzt ist man an einem Level angelangt, wo die Sprache fließt. Ein weiterer Faktor ist auch, wie weit im linguistischen Sinne die neue Sprache von der Muttersprache, oder andere Sprachen, die man spricht, entfernt ist. Zum Beispiel kann jemand, der Spanisch spricht, Portugiesisch sehr leicht lernen, weil die Sprachen sich sehr ähnlich sind..
Für Deutschsprachige gibt es auch ein Beispiel: Holländisch. Sind zwei Sprachen weiter voneinander entfernt, dann gibt es weniger ähnliche Wörter und man muss sich mehr anstrengen. Natürlich sollte man wissen, dass jeder jede Sprache lernen kann, auch die vermeintlich schwierigen Sprachen. Es hängt viel von der Motivation und Hingabe ab.

 

6. Die Erwartungen an die ersten Unterrichtsstunden.

Entspanne! Man muss wissen, dass jeder eine neue Sprache lernen kann. Auch du! Die ersten Unterrichtsstunden sind dazu da, sich langsam an die Sprache zu gewöhnen. Also einfach hingehen und entspannen, auch wenn man nicht alles versteht. Es gibt weder Erwartungen, dass der Schüler alles zu 100% wiedergeben kann, noch dass er alles richtig aussprechen kann! Es benötigt einfach Zeit, bis man alles richtig ausspricht und sich richtig ausdrücken kann. Man bewältigt eine Sprache Schritt für Schritt, Wort für Wort, Grammatikregel für Grammatikregel. Besonders am Anfang sollte man sich über kleine Fortschritte freuen. Und wie sagen wir im Deutschen so schön: „Übung macht den Meister“.

 

7. Üben, üben, üben

Wie erfolgreich man eine Sprache lernt, bzw. in welcher Geschwindigkeit, hängt proportional damit zusammen, wieviel Zeit man mit der neuen Sprache verbringt. Zum Beispiel hatte ich einmal einen Schüler, der wegen seiner Arbeit fast keine Hausaufgaben machen konnte, darum ist er nur sehr langsam vorangekommen. Ich hatte auch andere Schüler, welche fast ihre ganze Freizeit damit verbracht haben, Deutsch zu lernen. Sie konnten selbst in kurzer Zeit viel lernen und große Fortschritte erzielen. Man kann den besten Lehrer der Welt haben, aber ohne zu Hause zu lernen, ohne seinen eigenen Anteil, bekommt man nicht die Resultate, die man möchte. Der Ratschlag für alle Anfänger ist, zwischen 30 und 60 Minuten täglich sich der Sprache zu widmen, wie z.B. die Hausaufgaben zu machen., eine Sprachlern-App zu verwenden, auf Youtube Videos zu schauen, usw.

 

8. Sprich die Sprache so oft wie möglich

Aus eigener Erfahrung – ich habe Portugiesisch von Null auf lernen müssen, als ich in Brasilien angekommen bin – kann ich sagen, dass es wichtig ist, die Sprache so oft wie möglich zu sprechen. Erst ab dem Zeitpunkt, als ich wirklich begonnen habe Portugiesisch zu sprechen – eigentlich war es als ich VERSUCHT habe die Sprache zu sprechen 😉 – habe ich die Sprache wirklich gelernt, wobei ich viele Wörter falsch ausgesprochen habe, viele Grammatikfehler gemacht habe. Aber das ist der Grund warum ich heute fließend Portugiesich spreche.
Je nach dem welche Sprache man lernt, ist es schwieriger oder einfacher Leute zu finden, welche die Sprache sprechen, oder sogar Muttersprachler sind. Allerdings können wir uns hier den technischen Fortschritt zunutze machen und das Internet verwenden, dort findet man immer jemand, mit dem man üben kann.
Eine der Formen ist es, einen Tandempartner zu finden. Was ist das? Finde eine andere Person, welche die Sprache spricht, die du lernen möchtest, und welche z.B. deine Muttersprache lernen möchte. Es ist sozusagen ein Sprachaustausch. Man spricht die Hälfte der Zeit, die eine Sprache, die zweite Hälfte die andere, so dass beide Partner davon profitieren.
Viele Leute haben Angst davor, in einer neuen Sprache zu sprechen, weil sie nicht nicht alles 100% korrekt können. Dabei ist das Gegenteil die Wahrheit, denn wenn man die neue Sprache nicht spricht, wird man nie 100% erreichen. Als ich Portugiesisch gelernt habe, habe ich erst wirklich Fortschritte gemacht, als ich begonnen habe, sie zu sprechen.
Mit all diesen Tipps gibt es jetzt keine Ausreden mehr. Also los und viel Spaß beim Lernen und Sprechen!